Samstag, 16. Oktober 2010

Ursachen für B12 Mangel

Eine geringe Zufuhr von bioaktivem Vitamin B12 durch die Nahrung ist die seltenere Ursache für einen Mangel. Der häufigste Grund (über 90%) ist eine Aufnahmestörung (Malabsorption). Die Ursache dafür kann an fast jeder Stelle des komplexen Metabolismus auftreten (→ Resorption, Speicherung und Ausscheidung). Gründe sind u.a. eine reduzierte Acidität des Magensafts, fehlendes oder unzureichendes Pepsin, teilweiser oder vollständiger Intrinsic-Faktor-Mangel, Atrophie der Parietalzellen, Antikörper gegen den Intrinsic-Faktor oder die Parietalzellen, defekte Resorption im Ileum (der Mangel oder Verlust des Intrinsic-Faktor kann auch angeboren sein oder geht auf eine Atrophie der Parietalzellen zurück).



Ernährungsbezogen betrifft es eine fettreiche Ernährung, die die Ausschüttung des Intrinsic-Faktors beeinträchtigt, viel Gerbsäuren (Kaffee, Tee), Alkohol (blockiert die Aufnahme, schädigt den Verdauungstrakt und die Leber als Speicherorgan), säuernde Nahrung/Übersäuerung, viel Kochsalz, scharfe Gewürze, Quecksilber, Drogen und Medikamente (insbesondere Antibiotika und Protonenpumpenhemmer). Zu den Medikamenten gehören genauer: alkoholhaltige Medikamente, Antazida, Barbiturate, Biguanide, Carbamazepin, Chloramphenicol, cholesterinsenkende Mittel, Clofibrat, Colchicin, Cycloserin, Guanidin, H2-Blocker, Kaliumchlorid, Kontrazeptiva, Metformin, Methotrexat, Natriumnitroprussid, Neomycin, Omeprazol, p-Aminosalicylsäure, Phenytoin, Primidon, Pyrimethamin (Antimalaria), Stickstoffoxid (Lachgas) und Thiaziddiuretika.

Weitere mögliche Ursachen sind Autoimmunerkrankungen (Zerstörung des Intrinsic-Faktor) und Erkrankungen diverser Organe, wie der Bauchspeicheldrüse, der Leber, der Nieren, der Schilddrüse oder des Darms, insbesondere des Ileums. Desweiteren Parasitenbefall des Verdauungstrakts (Fischbandwurm), Darmfäulnis, bakterielle Überwucherung des Dünndarms, Teilentfernung des Darms oder Magens (Resektion) und diverse Formen von Stoffwechselstörungen und Enzymdefekten.

Zu den konkreten Krankheitsbildern gehören Morbus Crohn, totale Gastrektomie, Vitiligo, Morbus Addison (primäre Nebennierenrindeninsuffizienz), chronisch atrophe Gastritis Typ A und B, zystische Fibrose, chronische Pankreatitis (chronische Bauchspeichel­drüsen­entzündung) bzw. Pankreasinsuffizienz, Sprue, Grasbeck-Immerslund-Syndrom, chronische Enteritis und Hypothyreose.

Vitamin B12 Mangelerkrankungen werden nicht nur bei Veganer_innen, sondern auch bei der übrigen Bevölkerung beobachtet. So gilt, dass “alle Personen über 50 Jahre auf Nahrungsergänzungen mit Vitamin B12 oder angereicherte Nahrungsmittel zurückgreifen” sollten (→Positionspapier ADA: Vegetarische Ernährung). Das →Deutsche Ärzteblatt schreibt dazu: “Vitamin-B12-Mangel ist weit verbreitet. Zu den Risikogruppen gehören ältere Personen, Vegetarier, Schwangere sowie Patienten mit Nieren- oder intestinalen Erkrankungen oder Personen mit HIV-Infektion [...]. Ein funktioneller B12-Mangel [...] ist im Alter weit verbreitet und wurde bei 10 bis 30 % der älteren gesunden Personen über 65 Jahre diagnostiziert.”

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